Ein sicherer Raum
In unseren geplanten Wohngruppen und familien-anlagone Wohnformen im schönen Sauerland bieten wir Kindern und Jugendlichen mit psycho- sozialen Auffälligkeiten, Traumata, Entwicklungsverzögerungen und herausfordernden Verhaltensweisen einen sicheren Raum, an dem sie neue, ergänzende Erfahrungen machen können, sich selbst und ihre Handlungsstrategien verstehen lernen, Entwicklungs-hemmnisse aufholen und sichere Bindungserfahrungen machen können.
Kinder mit schlechten Startbedingungen im Fokus
In unserer langjährigen Lebenserfahrung haben wir festgestellt, dass Kinder und Jugendliche zum einen leider das schwächste Glied in unserer Gesellschaft darstellen und zum anderen allerdings das Fundament für unsere gesellschaftliche Zukunft sind! Nun haben die meisten Kinder das unfassbare Glück, in relativ intakten Familiengefügen aufzuwachsen. Unser besonderes Augenmerk gilt daher denjenigen, welche aufgrund von Risikofaktoren, Familienunfrieden, häuslicher Gewalt u.ä. wesentlich schlechtere Startbedingungen haben.
Aus Dankbarkeit möglichst viel zurückgeben
Darüber hinaus widmen wir unser Engagement einer seinerzeit noch jungen, trotz ihrer bedauerlichen Erfahrungen äußerst liebevollen kleinen Persönlichkeit, die selbst aus einer Wohngruppe kam und die uns mit ihrer fürsorglichen Art so ans Herz gewachsen ist. In unserem letzten beruflichen Abschnitt wollen wir daher nun so vielen Kindern und Jugendlichen wie möglich, denen es ähnlich geht wie dieser Person, zurückgeben, was wir „bekommen“ haben.“
Angenommensein ist Programm
Weshalb „Die Wohlbehüter“? Unser Name ist unser Programm. Unser aller „Wohl“ hängt davon ab, wie wir von der Gemeinschaft, in der wir leben, angenommen werden und zwar mit all unseren Stärken und Schwächen, mit unserer Geschichte, mit unserem gesamten Wesen. Wir möchten den Kindern in unserer Einrichtung eben dieses Angenommensein durch einen hohen Respekt ihrer Individualität und einem äußerst wertschätzenden Umgang bieten.
Zusammenhalt bieten
„Behüten“ bedeutet für uns, dass wir die Kinder liebevoll umsorgen, uns viel Zeit für sie nehmen und sie geborgen halten und dass wir ihnen innerhalb eines Zusammenhalt bietenden beschützenden Rahmens Freiheit zur eigenen Entfaltung geben.
„Die Zeit, die du für deine Rose gegeben hast, sie macht deine Rose so wichtig.“
Antoine de Saint-Exupéry
Zwei Gegenpole, die uns steuern
Laut Prof. Gerald Hüter, einer der führenden Neurobiologen und Hirnforscher unserer Zeit, erfahren wir alle im Mutterleib die höchste Form der Geborgenheit. Mit der Geburt beginnt dann das Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach Rückkehr in diese Geborgenheit und dem Streben nach Autonomie, welches uns ein Leben lang in unserem Verhalten steuert. In der bedeutendsten Prägungsphase unserer Persönlichkeit- unserer Kindheit- entwickeln wir innerhalb unseres sozialen Beziehungsgefüges Strategien, mit Hilfe derer wir eine möglichst hohe Erfüllung beider Gegenpole erreichen. Haben wir einmal festgestellt, dass wir mit einem bestimmten Verhalten Erfolg haben, zum Beispiel Konflikte mit Gewalt zu lösen, werden wir dieses Verhalten wiederholen, bis sich daraus ein wiederkehrendes Muster entwickelt und dies als (Überlebens-) Strategie in unserem Gehirn gespeichert wird.
Unser Verhalten speist sich aus diesen in der Kindheit auf unseren Erfahrungen basierenden und erlernten Strategien, aus den biologischen Grundprogrammen- z.B. bei Bedrohung, aus unseren charakterlichen Dispositionen, aus unserem Weltbild und weiteren Faktoren, wie zum Beispiel unseren Bedürfnissen.
Mehr als physiologische Grundbedürfnisse
Die größte Angst des Menschen ist nicht die Todesangst, sondern die Angst, nicht angenommen zu werden…und das mit Empfängnis. Wissenschaftler haben im Laufe der Jahrzehnte festgestellt, dass es über die physiologischen Grundbedürfnisse (Bedürfnispyramide von Maslow) wie z.B. zu Essen zu bekommen und ein Dach über dem Kopf zu haben hinaus weitere Bedürfnisse gibt, die darüber entscheiden, ob wir glücklich, zufrieden, unglücklich, ängstlich usw. sind. Mehr noch, der Erfüllungsgrad dieser weitergehenden Bedürfnisse ist entscheidend für unser gesamtes Wohlbefinden, für unsere Gesundheit.
Zugehörigkeit und Bindung
Neugeborene Tiere wie übrigens auch neugeborene Menschen gehen zugrunde, wenn sie nicht von ihren Eltern angenommen und umsorgt werden. Daraus wurde das Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit und Bindung abgeleitet. Es ist eines der über die physiologischen Grundbedürfnisse hinausgehenden sogenannten fünf psychologischen Grundbedürfnisse (Grawe/ Eppstein).
Orientierung und Kontrolle
Neben Zugehörigkeit und Bindung brauchen wir Orientierung im Leben und in dem was wir tun. Dazu gehört auch, dass wir in unserem sozialen Beziehungsgefüge Vorbilder haben, Werte nachleben können und Grenzen unseres Verhaltens herausfinden, innerhalb derer wir in dieser Gemeinschaft handeln können bzw. dürfen.
Um unser Handeln gestalten und anpassen zu können, ist es wichtig, dass wir uns über dessen Auswirkungen bewusst sind und wir die Einflussfaktoren dieses Handelns weitestgehend kontrollieren können. Kontrolle über eventuelle Risiken und damit Bedrohungen haben zu können, ist seit Jahrmillionen ein wichtiger Überlebensumstand und gehört zusammen mit dem Streben nach Orientierung ebenfalls zu den psychologischen Grundbedürfnissen.
Selbstwertschutz und Selbstwerterhöhung
Weiterhin zählen Selbstwertschutz und Selbstwerterhöhung dazu. Natürlich sind wir bestrebt, das, was uns nach unserer Ansicht ausmacht, zu schützen, und deswegen reagieren wir darauf, wenn andere uns kritisieren oder gar schlecht machen, besonders empfindlich. Und selbstverständlich brauchen wir Erfolgserlebnisse, um unser Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung zu befriedigen.
Lustgewinn und Unlustvermeidung
Wie leuchten Kinderaugen, wenn die ersten Schritte im Leben getan sind, wenn der Bauklotzturm wieder ein Stück höher geworden ist – und stehen bleibt. Da unser Gehirn mit einem Belohnungssystem arbeitet, in angenehmen Situationen die Hormone Serotonin und Dopamin ausgeschüttet werden, spielt das Bedürfnis nach Lustgewinn bzw. Unlustvermeidung ebenfalls eine große Rolle in unserem Leben und lenkt uns in unserem Verhalten.
Kohärenz und Stimmigkeit
Eppstein hat darüber hinaus noch ein weiteres Grundbedürfnis erforscht, das Bedürfnis nach Kohärenz und Stimmigkeit. Wir fühlen uns auf Dauer unwohl in Interaktion mit Menschen, deren Mimik, Gestik und Kommunikationsinhalte nicht zueinander passen. Ferner suchen wir permanent nach Bestätigung unseres Weltbildes, ja, nehmen meist nur überwiegend dieses Weltbild bestätigende Aussagen, Situationen und Ereignisse wahr, bzw. blenden gegenteilige Informationen zu Gunsten des Erhalts unseres Weltbildes, also zu Gunsten der Stimmigkeit aus.
Psychische Erkrankungen durch Verletzung der psychologischen Grundbedürfnisse
Für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden ist die Erfüllung der genannten psychologischen Grundbedürfnisse essentiell. Ist diese gegeben, spricht Grawe von Konsistenz. Die meisten psychischen Erkrankungen gehen mit einer Verletzung der psychologischen Grundbedürfnisse einher. Erfahren wir Erfüllung all der oben genannten Bedürfnisse empfinden wir Sicherheit, sind im Gleichgewicht und ruhen in uns. Die Konsistenz zahlt wiederum auf die beiden zuvor genannten Gegenpole ein: wir erfahren Geborgenheit, wenn z.B. unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Bindung befriedigt ist oder können unser Bestreben nach Autonomie entfalten, wenn wir Orientierung in unserem Handeln haben oder wir unseren Selbstwert steigern können.
Ein besserer Umgang miteinander
Dieses Wissen um die oben genannten Zusammenhänge ist für uns elementar und hat uns äußerst erfolgreich in der Zusammenarbeit mit anderen Menschen unterstützt. Aus diesem Verständnis resultiert eine Grundhaltung, die in unserer Einrichtung im Vordergrund steht, da es den zwischenmenschlichen Umgang aus unserer Sicht erheblich erleichtert und signifikant verbessert und gleichzeitig die von uns allen benötigte Wertschätzung und Sinnstiftung in unserem Leben garantiert.
Was sind die Perspektiven?
Wenn wir von Perspektiven sprechen, möchten wir folgendes darlegen:
„Viel hilft viel“
Auch wir haben, wie viele Unternehmensgründer, einmal geträumt…Unser Antrieb ist, dass wir in unserem letzten beruflichen Abschnitt noch einmal dazu beizutragen, dass es möglichst vielen traumatisierten Kindern und Jugendlichen in Zukunft deutlich besser geht und dass möglichst viele von diesen Kindern und Jugendlichen, denen wir in unseren geplanten Wohngruppen und familienanalogen Wohnformen Angebote zur Veränderung machen, mit einem festen Stand in ein selbstbestimmtes Erwachsenen-Leben starten können.
Unterschiedliche Angebote
Daher werden wir dafür Sorge tragen, dass wir möglichst viele Betreuungsmöglichkeiten aufbauen, bei denen es sich entweder um familienanaloge Wohnformen oder um 24/7 Intensiv- bzw. Regelwohngruppen handelt. Darüber hinaus möchten wir den Jugendlichen unserer Einrichtung die Chance bieten, wenn dies angezeigt ist, in die Verselbstständigung zu gehen. Ein Teil unserer Vision ist somit, auch entsprechende Verselbstständigungsgruppen aufzubauen, damit die Jugendlichen innerhalb unseres schutzbietenden und fördernden Raumes ihre Entwicklung zu jungen Erwachsenen mit der nötigen Orientierung und innerhalb ihres dann aufgebauten sozialen Umfeldes fortsetzen können.
Unterstützung in der Berufsfindung
Über unsere weitreichenden Kontakte in die Wirtschaft bauen wir zum einen eine gezielte zusätzliche Unterstützung der Jugendlichen in Form von Praktikumsplätzen und Ausbildungsplätzen auf und helfen ihnen dabei, entsprechende Arbeitsplätze zu finden, wenn dies dann von Seiten der Jugendlichen aus möglich ist.
Entlastungsangebote für Pflegefamilien
Unsere Vision umfasst zum einen weiterhin die Entwicklung eines stabilisierenden Elementes im Leben dieser Menschen durch eine gezielte (freiwillige) lebenslange Anbindung an unsere Einrichtung. Da wie zuvor erwähnt im Jahr 2021 ca. 87.300 Kinder und Jugendliche in Pflegefamilien untergebracht waren und wir aus Erfahrung wissen, wie fordernd die Übernahme einer derartigen Verantwortung ist, planen wir auf der anderen Seite, unterschiedliche überregionale Entlastungsangebote für Pflegefamilien zu etablieren.
Es war einmal ein alter Mann. Jeden Morgen lief er am Meer entlang.
Eines Tages sah er ein kleines Mädchen, welches emsig am Strand umherlief, etwas aufhob und ins Meer warf. Als der Mann näherkam, fragte er das Mädchen: „Guten Morgen, was machst Du da?“
Das Mädchen richtete sich auf und sprach: „Ich werfe die Seesterne, die durch die Flut an Land gespült wurden, wieder ins Meer zurück. Es ist Ebbe und die Sonne brennt. Wenn ich es nicht tue, dann sterben sie.“
Verwundert sah der alte Mann sie an. „Schau mal, der Strand hier ist schier unendlich lang, und es liegen überall Seesterne. Du kannst die Natur nicht verändern und sie unmöglich alle retten. Was hat es da für eine Bedeutung, ob du die paar zurück ins Wasser wirfst?“
Da hob das Mädchen einen weiteren Seestern auf, warf ihn zurück ins Meer, lächelte und sprach: „Ich kann nicht alle retten, aber diejenigen, die ich rette, für die verändert sich die Welt.“
Nach einer Erzählung von Loren Eiseley „The Star Thrower“.